Wen interessieren denn schon meine Daten

Dass Unternehmen mit meinen Daten Millionen verdienen ist die eine Seite, dass man ausgelacht und fast schon verarscht wird, wenn man darüber spricht, auf seine Daten aufzupassen, das verägert mich dann schon. Da wird dann schnell einmal von “Wer interessiert sich denn schon für deine Daten?” oder “Hast du etwas zu verbergen?” gesprochen. Aber offensichtlich ist es normal, im Sinne der Bequemlichkeit sein Hirn auszuschalten. Schließlich machen es die anderen auch.

Unternehmen müssen ihre Kunden kennen

In der modernen Marktwirtschaft geht es Unternehmen nur um eines: Profite, Gewinnmaximierung. Früher wurde durch Qualität überzeugt. Ein Schuster der sein Handwerk verstand, hatte ausreichend Kundschaft. Ein schlechter Schuster musste sich anderweitig über die Runden bringen. Heute sieht das ganz anders aus. Es geht nicht mehr bloß um Handwerk und Qualität. Es geht um Daten. Eindeutig zuordenbare Daten. Benutzerprofile. Wer die Person am besten kennt, kann ihr am ehesten etwas verkaufen. Also müssen Möglichkeiten geschaffen werden, möglichst viele Informationen über möglichst viele Menschen abzugreifen. Die Qualität gilt nicht mehr den Produkten, sondern vielmehr den Analysealgorithmen.

Soziale Netzwerke sind da eine wunderbare Sache. Kommuniziere mit deinen Freunden. Ja, ich nutzte Facebook auch. Weil es meine “Freunde” taten und ich es anfangs auch cool fand. Mit meinen echten Freunden habe ich jedoch nie über Facebook kommuniziert. Warum auch? Ich wusste wie ich sie erreichen kann. Dafür aber habe ich sehr viele Informationen von mir bekannt gegeben. Damit meine ich weniger Informationen á la Geburtsdatum (wer hier sein echtes Geburtsdatum angibt ist selbst schuld), sondern viel mehr hinsichtlich meiner persönlichen Präferenzen. Geteilte Links zu Produktseiten, Musikvideos und mehr geben sehr viel her und können wunderbar ausgewertet werden. Heraus kommt ein wunderbares Profil, das sich bestens verkaufen läßt. Darauf Zugriff hat dann jedoch nicht nur Facebook, sondern auch alle Apps mit entsprechendem Zugriff (siehe beispielsweise am Handy), natürlich die Leserschaft und diverse Seiten die man “geliked” hat. Hinter diesen Seiten stehen übrigens wieder Unternehmen, die schön brav sämtliche demografische Daten und mehr abfassen können.

Die Geschichte selbst ist schon alt. Früher hat man eben jeden Kunden persönlich gekannt und intuitiv gewusst, wie dessen Präferenzen sind und was ich ihm aktuell verkaufen kann. Mit dem Computer kamen auch Systeme wie Customer Relationship Management um Informationen zum Kunden zu erfassen. Das war dann auch schnell einmal mit einer Computer Telephony Integration versehen. Schließlich möchte man das “Benutzerprofil” sofort beim Anruf des Kunden sehen um “auf ihn eingehen zu können”. Durch diese Methode konnten entsprechende Marketingmaßnahmen zur Steigerung der Kundenzufriedenheit getroffen werden – wie es so schön heißt.

Benutzerprofile bringen Geld

Das hat sich massiv weiterentwickelt. Durch Benutzerprofile auf Twitter, Facebook, Google+ und weiteren Netzwerken, deren Einbindung auf Webseiten, Analyse-Tools á la Google Analytics, Smartphones usw. können die Wege der Benutzer nicht nur durch die digitale Welt, sondern auch durch die reale Welt getrackt werden. Schön dabei ist, dass Informationen nicht mehr aufwändig gesammelt und gepflegt werden müssen, sondern dies der Benutzer nun selbst übernimmt.

Hinzu kommen Dienste á la Dropbox, Skydrive, Google Drive und Co. Menschen legen hier ihre (natürlich unwichtigen) Dokumente ab. Eine klasse Sache, immerhin synchronisiert sich das auf alle Geräte und kann überall und jederzeit abgerufen werden. Das ist sehr angenehm, aber auch gefährlich. Immerhin werfen Unternehmen (bzw. deren Bots/Analyseskripte/etc.) auf diese Daten ein Auge, selbst wenn sie nicht öffentlich sind, wie hier bezüglich Microsoft beschrieben wird. Hierzu muss ich anmerken, dass mir auf Anhieb ein paar Unternehmen einfallen, wie weit vertrauensunwürdiger sind als Microsoft, die das also auch machen. Das Schnüffeln in privaten Daten hat sicherlich nichts mit der Einhaltung von Gesetzen zu tun, da geht es schon darum, das Benutzerprofil zu vervollständigen. Je vollständiger umso wertvoller ist es auch.

Manche Unternehmen schlagen daraus sofort Kapital. Dass Google von Werbeeinnahmen lebt, wissen wir. Welche Auswirkung dies auf GMail und Youtube hat, lässt sich auch ganz gut erkennen. Muss man doch nur einen Blick auf die angezeigte Werbung werfen. Manchmal bekommt man nahezu Angst, wie genau Treffer passen und vor allem, woher die Information nur kommen kann. Andere aber warten auf einen ordentlich Satz an Daten und bieten sich selbst dann dem meistbietenden an. Das sind dann die Dienste, die kein genaues Geschäftsmodell haben und vorerst einmal Nutzerdaten sammeln. Die dahinterstehenden Geldgeber wollen ihre Investition natürlich zurück. Die dritte und letzte Gruppe sitzt auf den Daten und wird sie wohl nur dann verhöckern, wenn sie unter Druck gerät (also irgendwann kein Geld mehr mit seriösen Produkten verdienen) – oder aber sie verkaufen die Daten so, dass es nicht großartig auffällt.

Bequemlichkeit siegt

Mir ist durchaus bewusst, dass man sich nicht allem verweigern kann und man dann für bestimmte Ziele manche seiner Daten opfern muss. Allerdings sollte man sich schon sehr gut überlegen, welche Daten man “in the Cloud” legt und welche nicht. Vermeintlich unkritische können sehr viel über das Privatleben verraten und ein Benutzerprofil vervollständigen.

Hand auf’s Herz: Braucht man wirklich alle Daten unterwegs? Muss ich ständig auf alle meine Fotos Zugriff haben? Muss ich meine Rechnungen, Zukunftspläne und Haushaltsabrechnungen über Google Docs bzw. SkyDrive und Co. durchführen? Brauche ich Outlook.com als Wrapper meines Mailservers? Brauche ich wirklich Google Now nur damit ich heraus finde, was im Kino läuft oder wie warm es gerade ist? Man braucht es wohl nicht, aber kaum jemand denkt ernsthaft darüber. Wir sind eine Gesellschaft der Bequemlichkeit. Wir machen was andere auch machen und aus Bequemlichkeit reden wir uns dann anschließend auch gleich auf den Gruppenzwang heraus. Und wenn das nicht geht, dann sind die Daten eben unkritisch. Oder aber das Gegenüber hat etwas zu verbergen und man selbst eben nicht. Wenn man keine Antworten hat, zieht man etwas ins Lächerliche. So ist es auch hier.

Solange man belächelt wird, wenn man auf seine Daten acht gibt, werden Datenschutz und Co. eine unwichtige Rolle spielen.

Wer überprüft eigentlich, worauf diverse Apps überhaupt Zugriff haben wollen und ob das gerechtfertigt ist? Man könnte in ein Entscheidungsdilemma gelangen, also mal erst gar nicht nachgucken. Außerdem nutzen das meine Freunde und ich bin uncool wenn ich das nicht tue. Beispiele könnte man hier zahlreiche aufzählen, nachfolgendes ist aber ganz “lustig”:

Beispiel Gesundheitsdaten

Ein kleines Beispiel aus Österreich? Nehmen wir doch einmal Elga. Dabei handelt es sich um die elektronische Gesundheitsakte:

Die elektronische Gesundheitsakte ELGA ist ein Informationssystem, das Ihnen als Patientinnen und Patienten und allen Gesundheitsdiensteanbietern – Spitälern, niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, Apotheken sowie Pflegeeinrichtungen – den orts- und zeitunabhängigen Zugang zu Gesundheitsdaten ermöglichen wird. Durch ELGA erhalten die behandelnden Gesundheitsdiensteanbieter zukünftig Vorbefunde, Entlassungsberichte und die aktuelle Medikation ihrer Patientinnen und Patienten als unterstützende Entscheidungsgrundlage für die weitere Diagnostik und Therapie.

Klingt doch alles ganz nett, oder? Doch halt! Kaum läuft es einmal nicht ganz so gut, könnte man diese Daten ja verkaufen. Wie Großbritannien es vor hat. Daran hätte nun auch wirklich niemand gedacht. Jeder kann sich ausmalen wie das ausgeht, wenn die Versicherungen den genauen Gesundheitszustand/Krankheitsverlauf kennen. Selbst unsere Hausärzte sind gegen Elga.

Wenn also schon der Staat so mit seinen Bürgern umspringt, wie wichtig sind dann den Unternehmen unsere Daten? Diese Antwort wird sich nun wohl auch jeder selbst geben können.

Veröffentlicht von Norbert Eder

Ich bin ein leidenschaftlicher Softwareentwickler. Mein Wissen und meine Gedanken teile ich nicht nur hier im Blog, sondern auch in Fachartikeln und Büchern.

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