Von Fehlern und den fehlenden Eingeständnissen

Manche Fehler können ausgebessert werden

Jeder macht Fehler, ob er nun will oder nicht. Kleine Fehler häufiger, große (hoffentlich) seltener. In der heutigen (schnelllebigen) Zeit fehlt aber eines sehr oft: Das Eingeständnis, einen solchen gemacht zu haben. Dies ist nicht nur anderen gegenüber wichtig, sondern auch für sich selbst. Aber warum schreibe ich überhaupt darüber?

Anlassfall

Guter Dinge war ich auf dem Weg zur Arbeit, auf einer schmalen Straße, die es notwendig macht, dass beide Verkehrsteilnehmer (so sie den beide mit mindestens einem Auto unterwegs sind) Platz machen, um so ein erfolgreichen Passieren zu ermöglichen. Leider war dies heute nicht so. Mein “Gegenüber” wich keinen Zentimeter aus – ich hätte maximal noch den Straßengraben für weiteren Raumgewinn nutzen können – und so kam es, wie es kommen musste. Es krachte und mein Außenspiegel war hinüber (von der Abdeckung konnte ich danach nichts mehr finden). Das Beste allerdings: Die junge Dame fuhr einfach weiter. Ich musste zügig hinterher und konnte sie nach drei Kilometern dazu bewegen, stehen zu bleiben. Auf die Frage warum sie denn nicht anhielt: “Ich hatte keine Zeit.” Nun, lieber mal die Zeit zum ebenfalls ausweichen genommen, hätte uns beiden einiges an Aufwand gespart.

Zeit als Problem

Es ist modern, keine Zeit zu haben. Wer keine Zeit hat ist wichtig. Leider Gottes wird das Thema Zeit häufig als Ausrede missbraucht. Vor allem, um einen eigenen Fehler zu kaschieren, “schön zu reden” oder andere davon abzuhalten, sich überhaupt damit zu beschäftigen. Vielleicht möchte man sich auch selbst nicht die Zeit geben, darüber nach zu denken. Wie dem auch sei: Fehlende Zeit darf nie eine Ausrede sein. Wer keine Zeit hat, macht etwas in seinem Leben falsch. Das beginnt mit dem zu spät Aufstehen, zu viel Trödeln, oder – noch schlimmer – den falschen Prioritäten. Nicht andere lassen uns immer weniger Zeit, wir selbst sind es. Und wer kennt das nicht? Zeit ist doch – ehrlich gesagt – tatsächlich eine gute Ausrede: “Entschuldige, ich wollte dich schon vor Wochen anrufen, hatte aber leider keine Zeit”. Nicht für einen kurzen Anruf? Nicht für eine SMS? Nicht mal um einen Unfall ordentlich aufzulösen?

Zeit ist nicht das Problem, wir sind es selbst!

Egodenken

Einer der nächsten – zumindest mir aufgefallenen – Punkte stellt das Ego dar. Gerade zu einer Zeit, in der Social Networks kaum noch weg zu denken sind, bleibt gerade der soziale Aspekt vollkommen auf der Straße liegen. Das Ich zählt. Ich. Ich. Ich. Dann lange nichts und dann nochmals ein Ich. Das ist schade, denn daran wird die Gesellschaft noch einiges zu knabbern haben. Durch dieses Ich-Denken wird aber eines bestärkt: ICH mache keine Fehler, das sind die anderen. Wenn ich kurz einen Ausflug in die Softwareentwicklung machen darf: Daran scheitert auch häufig die Einführung von Testing-Prozessen (Unit Tests, etc.). Der Entwickler selbst macht keine Fehler, muss also nicht getestet werden. Wozu also beispielsweise Unit Tests schreiben? Aber die anderen sollen schon, denn die sind es, die Fehler machen. Es macht aber nun mal jeder Fehler. Dazu sollte man schon Mann/Frau genug sein, um dazu zu stehen. Mit einem übertriebenen Egodenken schadet man sich daher nicht nur selbst, sondern auch anderen.

Mit Fehlern rechnen

Es ist mit Fehlern zu rechnen. Immer. Zwischenmenschlich, beruflich, einfach im täglichen Leben. In der Softwareentwicklung gibt es gute Hilfsmittel, dies einzugrenzen. Durch das Schreiben von Tests. Sie sollten nicht vom Idealfall, sondern eben vom negativen Fall ausgehen. Damit kommen bestimmte Probleme erst gar nicht auf, oder aber sie werden sofort erkannt und können behoben werden bevor sie eine Auswirkung verursachen. Aber wie sieht das im Leben abseits der Softwareentwicklung aus? Hier gibt es keine Tests, die einem vor Fehlern bewahren. Es gilt an sich selbst zu arbeiten, Fehler zu erkennen, daraus zu lernen und versuchen sie nicht zu wiederholen.

Aus Fehlern lernen

Ich kann es nicht oft genug erwähnen: Jeder macht Fehler. Natürlich auch ich. Gesteht man sich diese aber nicht, dann behindert man bewusst eine persönliche Weiterentwicklung. Ich kann mich noch gut erinnern: Vor Jahren hatte ich ein recht großes Problem, mir und anderen gegenüber einzugestehen, dass ich einen Fehler gemacht hatte. So wollte ich mich weder bloß stellen, noch zugeben, dass mir das passieren kann. Irgendwann (vermutlich liegt das auch am Alter) wurde das besser. Seitdem entwickle ich mich persönlich schneller weiter, kann Diskussionen in kürzerer Zeit zu einem Ende führen und wirke sicherlich auch glaubhafter. Denn: Wer glaubt schon jemandem, dass er fehlerfrei sei?

Gerade wer in einem Team arbeitet (ist aber auch ohne Team hilfreich) sollte auf gemachten Fehlern nicht herum reiten, sondern auf die Ursachen und Auswirkungen achten. Nur so können sie zukünftig vermieden – und wenn schon nicht das, dann wenigstens minimiert – werden. Daraus entsteht ein ungeachtet hoher Mehrwert, der einem in späteren Situationen zu Gute kommt.

Veröffentlicht von Norbert Eder

Ich bin ein leidenschaftlicher Softwareentwickler. Mein Wissen und meine Gedanken teile ich nicht nur hier im Blog, sondern auch in Fachartikeln und Büchern.

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