Ich habe schon viele Jahre immer wieder mit Linux zu tun. Mal intensiver, dann wieder weniger. Mein Haupt-Betriebssystem war Windows. Da ich auch hauptsächlich für Windows entwickelt habe, kein Wunder. Das hat sich mittlerweile durchaus geändert. In vielerlei Hinsicht.
So programmiere ich heute hauptsächlich fürs Web. .NET läuft unter Linux und teilweise kommen gänzlich andere Sprachen zum Einsatz (Go, Rust, …). Mein Tooling ist schon lange keines mehr von Microsoft.
Cloud, Cloud, Cloud
Viele Windows-Entwicklungen der letzten Jahre und generell auch, wohin sich Microsoft bewegt, haben mich immer weiter von dieser Plattform gedrängt. Spätestens, mit Windows soll es nur mehr in der Cloud geben, ist es für mich Schluss und vorbei mit diesem Betriebssystem. Generell soll alles in die Cloud verschoben werden. Office und natürlich am Besten alle meine Daten. Und natürlich mit Abo-System.
Ich will aber weder mein Betriebssystem “in the Cloud” haben, noch meine ganz persönlichen Daten. Die gehen niemandem etwas an und schon gar keinen Mega-Konzern.
Datenschutz? Wie bitte?
Dass es Microsoft mit der Privatsphäre nicht ganz so eng nimmt, wissen wir nicht erst seitdem Edge für Bildverbesserungen alle Anfragen an eigene Server lenkt und so schön brav das gesamte Surfverhalten aufzeichnen kann. Wer schon mal das Versenden der Telemetrie-Daten durch Windows einschränken (PDF, BSI) wollte, weiß, wovon ich rede.
Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Diesen Beitrag schreibe ich nun bereits unter Linux. Sämtliche Systeme wurden umgestellt. Für alle Office-relevanten Aufgaben stellt dies ohnehin keine Probleme dar. Auch Entwicklungsumgebungen sind kein Thema, sofern man hier nicht auf sehr Spezielles angewiesen ist.
Wer Spiele spielt, muss mit Einschränkungen rechnen. Allerdings verhält sich die Situation hier auch wesentlich besser, als noch vor ein paar Jahren.
Stabilität
Auch auf das Thema Stabilität möchte ich eingehen, denn es gibt zahlreiche Probleme, die immer wieder aufgetreten sind (auf mehreren unterschiedlichen Geräten) und die einfach nerven.
- Instabilitäten USB-Schnittstellen – ohne ersichtlichen Grund fliegen alle USB-Geräte raus und werden neu eingehängt
- Windows-Update findet Updates, kann diese aber dann wochenlang nicht einspielen, bis es irgendwann dann geht
- Das Windows-Startmenü nimmt Schnellsuchen nicht an – es wird gar nichts angezeigt. Das bleibt für Minuten so, bis es dann irgendwann wieder geht
- Der Windows Defender legt für lange Zeit den Rechner lahm
- Copy & Paste nimmt teilweise das Copy nicht an
Und da gäbe es noch wesentlich mehr zu erzählen. Über das UI, über das Startmenü, über den Umgang mit Apps usw.
Welche Distribution verwende ich?
Ich habe mir einige angesehen. RedHat (und damit Fedora) wollte ich nicht. Das hängt mit RedHat und dem Eigentümer IBM zusammen. Debian Stable ist mir etwas zu unaufgeräumt und konfus. Hier muss man selbst zu viel Hand anlegen, um sein System zu konfigurieren. Schlussendlich habe ich mich für Linux Mint mit Cinnamon entschieden. Damit hat im Test alles einwandfrei funktioniert, es ist aufgeräumt, passt mir von der Visualisierung her und bietet für mich einen guten Startpunkt.
Ich weiß, Manjaro soll ganz nett sein und dann gibt es noch viele weitere Derivate, aber irgendwo muss man starten.
Einfach in der Installation
Meine Daten liegen alle auf einem NAS. Das macht die Sache in Summe schon sehr viel einfacher. Um meine Systeme umzustellen habe ich balenaEtcher verwendet, um mir einen bootfähigen USB-Stick mit Mint zu erstellen.
Die Umstellung habe ich genutzt, um die in die Jahre gekommenen SSD-Platten gegen neue und größere Exemplare zu tauschen. Die alten bleiben als Backup erhalten bzw. kann ich sie in einem externen Gehäuse verwenden und so auf die Daten zugreifen.
So gesehen ist also eine Instalaltion vom USB-Stick komplett plain möglich, was innerhalb weniger Minuten erledigt ist. Sämtliche Hardware wurde korrekt erkannt, lediglich am Stand-PC musste ich für die Grafik-Karte auf einen proprietären Treiber zurückgreifen.
Als Suchmaschine wird als erstes Startpage.com eingerichtet und Google aus der Liste geworfen. Als Alternative verwende ich auch gerne Gruble. Das ist eine Installation auf Basis von SearXNG, einer Open Source Metasuchmaschine.
Der Rest beschränkt sich auf die Installation der notwendigen Software.
Empfehlung
Aus den mir genannten Gründen kann ich einen Wechsel auf Linux nur empfehlen. Wie ich oben schon schrieb: Für reine Office-Anwendungen mit etwas Mail und ein wenig Surfen, ist der Wechsel schnell gemacht. Für die meisten Bereiche steht ausreichend Software zur Verfügung. Und sollte es ein einziges Programm wirklich nur für Windows geben, kann man dieses auch durchaus in einer virtuellen Maschine betreiben und sich sonst von Microsoft lösen.
Teil 2: Installierte Software im Vergleich
Historie
2023-07-12: Bereich Stabilität hinzugefügt
Lieber Norbert,
vielen Dank für Deinen Anstoss. Dein Bericht hat mir geholfen, mal wieder einen Versuch mit Linux zu starten. Im Grunde gibt es den Plan mit dem Teilumstieg schon länger, da mein i7 Notebook zwar schon 13 Jahre alt ist, aber noch top. Es erfüllt aber nicht die Mindestvoraussetzungen für Windows 11 und Windows 10 läuft aus.
Der Austausch auf Mastodon hat mich inspiriert, das Notebook früher umzuziehen. Die Installation von Linux Mint (danke für den Tipp) war dank neuer SDD, USB Stick und Rufus schnell erledigt.
Problematischer war dann schon das Erkennen der Docking Station mit den angeschlossenen Monitoren. Es war ziemlich mühsam, 1. den Grund herauszufinden und 2. den Treiber zu installieren. Nun funktioniert das allerdings. Mal schauen, ob mein Einzugsscanner und der Netzwerkdrucker erkannt werden.
Visual Studio Code habe ich bereits installiert. Das meckert zwar, dass es keine dotnet Installation findet (die aber definitiv installiert ist!), aber über das Terminal lassen sich schon mal neue Solutions und Projekte anlegen.
Es ‘hakelt’ zwar noch, aber insgesamt bin ich zufrieden. Mal sehen, wie sich das Projekt weiter entwickelt. Sicher werde ich nicht alle meine Rechner auf Linux umstellen, aber ein Anfang ist gemacht – und dass es läuft, ist ein gutes Gefühl.
Nochmals danke!
Hallo Gerhard,
es freut mich, dass dich mein Bericht zu einem (teilweisen) Umstieg motiviert hat. Vor allem aber auch, dass es zu nicht allzuviel Problemen gekommen ist. Ich wünsche dir viel Spaß auf deiner Reise und wünsche dir sehr, dass du gut mit dem neuen System zurecht kommst.
Viele Grüße, Norbert
Vielen Dank für die guten Wünsche!
Mittlerweile laufen alle drei Monitore ordnungsgemäß. Allerdings ‘schläft’ das Notebook beim Booten bei geschlossenem Deckel immer ein. Aber das ist verschmerzbar.
Was mich wirklich beeindruckt, ist die Schnelligkeit und Ruhe. Und von LibreOffice bin ich so begeistert, dass es nach Auslaufen meines Office 365 Abos im nächsten Jahr dieses ersetzen wird.
Ein weiteres Highlight war für mich Rider. Als ich das in Deinem Thread las, fiel mir wieder ein: “Klar, ist in Java geschrieben”. Mittlerweile ist es installiert und wird VSC ersetzen, das Probleme beim Erkennen von dotnet macht.
Ich bin mir sicher, es wird noch einiges an Fallstricken geben, aber der Anfang ist gemacht und ich bin zufrieden.
Viele Grüße, Gerhard